Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Institut für Islamische Theologie

Reading Weekend: Die Frage nach der Islamizität religiöser Praktiken

Reading Weekend

Die Frage nach der Islamizität religiöser Praktiken
06. - 08. Mai 2022, Joachimsthal

 

 


 
Bericht
von Aydın Süer

Vom 6. bis 8. Mai 2022 fand im Brandenburger Joachimsthal am Werbellinsee das AIWG Reading Weekend „Die Frage nach der Islamizität religiöser Praktiken“ statt. Ziel der vom Berliner Institut für Islamische Theologie und dem Frankfurter Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam gemeinsam organisierten Veranstaltung war es, die islamische Theologie mit sozialwissenschaftlichen Theorien der Praxis ins Gespräch zu bringen. Ausgehend von der Frage, wie Islamizität überhaupt zu bestimmen ist, wurden mithilfe praxistheoretischer Analysewerkzeuge unterschiedliche Aspekte islamisch-religiöser Praktiken in den Fokus gerückt. Begriffe wie Körper, Materialität, Emotionen, Normativität und Autorität waren Gegenstand der gelesenen Texte, und die Teilnehmenden diskutierten über deren Verhältnis zum „Islamischen“. Problematisiert wurden dabei insbesondere auch Vorstellungen vom religiösen Subjekt, das sich in seinem Tun stets und explizit an religiösen Normen orientiert. Demgegenüber wurden die unbewusst, unreflektiert und gleichsam automatisch ablaufenden Verhaltensweisen im Vollzug religiöser Praktiken hervorgehoben.

 

 

Der dreitägige Workshop machte deutlich, dass ein Austausch zwischen islamisch-theologischen und praxistheoretischen Positionen hilfreich sein kann, wenn es darum geht, der Vielschichtigkeit und Komplexität des Islams in der konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen gerecht zu werden. Es stellte sich jedoch auch heraus, dass praxistheoretische Ansätze zumindest theologisch informiert sein müssen, um überhaupt valide Aussagen über ihren Gegenstand – nämlich den Islam – treffen zu können.

Nicht unerwähnt bleiben soll zuletzt die Idylle des Werbellinsees, die immer wieder zu gemeinsamen Spaziergängen und Ruhepausen einlud. Die Teilnehmenden hatten somit auch außerhalb der Arbeitssitzungen die Gelegenheit, in pittoresker Landschaft ihre Diskussionen fortzuführen und einander näher kennenzulernen.