Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Institut für Islamische Theologie

Jüngst erschienen ist der Aufsatz The (Im)Possibility of Persistence? – Najm al-Dīn al-Ṭūfī’s (d. 716/1316) Atomistic Argumentation for the Probative Value of istiṣḥāb al-ḥāl unseres Professors Serdar Kurnaz. Mit istiṣḥāb al-ḥāl (der Vermutung des Fortbestehens eines Zustands oder einer Entscheidung) setzt er sich darin mit einer der umstrittenen Quellen innerhalb der islamischen Rechtswissenschaft auseinander. Istiṣḥāb habe der hanbalitische Gelehrte Naǧm ad-Dīn aṭ-Ṭūfī (gest. 716/1316) als vierte Rechtsquelle nach dem Koran, der Sunna und dem Konsens erachtet. Seine Argumentation sei an eine als Atomismus bekannte physikalische Theorie in der Theologie (kalām) angelehnt gewesen, der zufolge Ereignisse ständig neu erschaffen würden. Aṭ-Ṭūfīs Ansicht zufolge gründe istiṣḥāb allerdings auf dem Prinzip, dass die Fortdauer (baqāʾ) ein Akzidens (ʿaraḍ) sei, das nicht in jedem Moment neu erschaffen werde. Schlussfolgernd hält Serdar Kurnaz fest, dass "[b]y referring to kalām atomism, [aṭ-Ṭūfī] seeks to prove that istiṣḥāb is based on the idea of self-existing, permanent accidents that do not need any cause. Based upon this theory, al-Ṭūfī establishes the probative value of istiṣḥāb through theological arguments, namely, the necessity of acknowledging the validity of istiṣḥāb if one wants to regard the performance of miracles as proof of a person’s claim to prophethood."*

* Serdar Kurnaz: The (Im)Possibility of Persistence? – Najm al-Dīn al-Ṭūfī’s (d. 716/1316) Atomistic Argumentation for the Probative Value of istiṣḥāb al-ḥāl, in: Islamic Law and Society (2024), S. 1–34, hier S. 32.